Astrometrie für Mosaik

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Astrometrie für Mosaik

Beitragvon woho » Donnerstag 20. September 2012, 20:08

Hallo,

lese schon einige Zeit still im Forum mit und fühle mich dank Theli Manual, Wiki und Eurer Beiträge mit Theli schon recht wohl, habe aber jetzt eine Astrometrie-Frage, zu der ich nichts passendes gefunden habe.

Ich verarbeite zur Zeit die Rohdaten eines Widefield-Mosaiks und habe eine Frage zur Astrometrie. Die Daten stammen aus einer DSLR und setzen sich aus ca. 30 Pointings mit 100mm Brennweite zusammen, damit decke ich ca. 40x40 Grad ab.

Eine Astrometrie über alle Pointings bekomme ich im Prinzip hin, allerdings gibt es im coaddierten Bild Doppelsterne in den horizontnahen Bereichen. Wenn ich die Astrometrie nur über die Pointings machen, die die kritischen Bereichen abdecken, liegen die Sterne sauber aufeinander. Ich vermute daher, dass wegen der Atmosphärischen Refraktion für jedes Pointing eine separate Astrometrie mit individueller Distortion brauche?

Soweit ich das sehe macht Ihr ja die Astrometrie und Photometriefür Mosaike bevorzugt über alle Pointings gemeinsam, oder? Welche Nachteile hat eine separate Astrometrie für jedes einzelne Pointing? Oder ist der gemeinsame Schritt vor allem wegen der Photometrie wichtig?

Meine Idee ist nun, Astrometrie und Photometrie nach wie vor in einem Schritt für alle Pointings zu machen, aber den ASTRINSTRU_KEY zu verwenden, um für jedes Pointing eine individuelle Distortion berechnen zu lassen. Ich würde mir das so vorstellen, die Header der kalibrierten Lights um einen neuen Key POINTING zu erweitern, und dann im ASTRINSTRU_KEY statt FILTER nun FILTER,POINTING einzutragen.

Das Eintragen des Keys würde ich mit replacekey machen, etwa so:
Code: Alles auswählen
replacekey lights/${IMG}_${FILTER}_1OFC.fits "POINTING= '${PNT}'" "DUMMY2"

mit ensprechend gesetzten Environmentvariablen IMG, FILTER und PNT.

Ist das in Ordnung, den Key DUMMY2 zu ersetzen? Oder bekomme ich dadurch an anderer Stelle Probleme? Wenn ja, wie gehts besser?

Und ist das überhaupt der richtige Weg?

Danke für Eure Hilfe,
Wolfgang
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Re: Astrometrie für Mosaik

Beitragvon mischa » Freitag 21. September 2012, 01:05

Hallo Wolfgang,

deine Vorgehensweise mit ASTRINSTRU_KEY hoert sich korrekt an. Der Grund, alle Aufnahmen gleichzeitig zu astrometrieren liegt nicht so sehr an der Astrometrie, sondern an der Photometrie, zwecks Ausgleich von Transparenzunterschieden.
Atmosphaerische Refraktion wird als solche explizit in scamp modelliert und ist nicht teil der Distortion. Das sollte also nicht das Problem sein. Ich kann mir aber vorstellen, dass hier nur eine Naeherung verwendet wird, die bei derartig grossen Gesichtsfeldern und grosser Horizontnaehe ihre Gueltigkeit verliert. Wie sehen die entsprechenden astr_referror1d.png plots dieser pointings aus?
Eventuell musst du crossid_radius groesser waehlen, oder ein hoeheres Polynom zur Distrotionskorrektur.

mischa
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Re: Astrometrie für Mosaik

Beitragvon Knickohr » Freitag 21. September 2012, 07:25

Hallo,

also ich kann nur sagen, es geht auf jeden Fall. Ich habe es geschafft, den ganzen Himmel zu astrometrieren 8)

Es ist alles eine Sache der richtigen Parameter und der Geduld. Siehe Beitrag hier :

viewtopic.php?f=14&t=29

Dort sind auch hin und wieder die Parameter genannt, die bei mit funktionierten. Einfach mal ausprobieren.

Thomas
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Re: Astrometrie für Mosaik

Beitragvon woho » Freitag 21. September 2012, 21:20

Hallo Thomas,

ohne Deinen Thread hätte ich die Astrometrie nicht soweit gebracht, dass sie überhaupt ein brauchbares Ergebnis liefert. Vielen Dank nochmal für Deine Mitschriften! Die Parametrisierung ist schon recht knifflig, finde ich, und offensichtlich wirklich sehr spezifisch bzgl. Brennweite, Linse, Mosaikgröße etc. Nur die Doppelsterne in dem Problembereich habe ich einfach nicht wegbekommen, ausser ich mache die Astrometrie für jedes Pointing einzeln. Daher meine Frage ...

Hallo Mischa,

danke für die Erklärung. Natürlich hatte ich ziemliche Transparenzunterschiede in den verschiedenen Aufnahmenächten, also werde ich auf alle Fälle bei der gemeinsamen Photometrie bleiben.

Den CROSSID_RADIUS habe ich auf 120 arcsec (bei ca. 12 arcsec Pixelmaßstab). Mit weniger klappte die Astrometrie nicht gut, und über 200 wurde es dann auch wieder wackelig. DISTORT_DEGREES hatte ich auf 3, Versuche mit höheren Polynomen hatten das Ergebnis eher verschlechtert. Referenzkatalog ist TYC mit Limit Mag 9, die Sourcekataloge habe ich mit DETECT_THRESH 100 erstellt, damit komme ich auf ein paar hundert Objekte, die auch ganz gut mit den Objekten aus dem Referenzkatalog übereinstimmen, wenn ich die Kataloge in ds9 drüberlege.

Ich hatte zwischenzeitlich dann noch den aktuellen Scamp-Headstand kompiliert (r305), damit hat sich die Astrometrie aber nicht spürbar geändert. Die Plots zeigen zwar weniger Abweichung, aber die Doppelsterne blieben vorhanden.

Ich hab jetzt den Key POINTING in die Bilder eingefügt und eine Astrometrie mit ASTRINSTRU_KEY FILTER,POINTING laufen lassen. Parameter waren gleich, lediglich DISTORT_DEGREES habe ich auf 4 erhöht. Die Plots sind jetzt viel linearer, und die Doppelsterne sind weg! Sehr schön. Ich hänge Dir die Plots trotzdem an, evtl. fällt Dir ja noch was auf.

Hier ist der Plot mit ASTRINSTRU_KEY FILTER und dem Scamp von der Theli-Homepage :
scamp_theli_astr_referror1d_1_filter.png


Das ist der Plot mit ASTRINSTRU_KEY FILTER und aktuellem Scamp r305:
scamp_r305_astr_referror1d_1_filter.png


Undo so sieht der Plot mit ASTRINSTRU_KEY FILTER,POINTING und aktuellem Scamp r305 aus:
scamp_r305_astr_referror1d_1_pointing.png


In den distortion map Plots sehe ich jetzt deutliche Unterschiede zwischen den horizontnahen Pointings und den höheren. Letztere sind sehr schön radialsymmetrisch um die Bildmitte, die horizontnahen sind eiförmig nach unten gezogen. Kann die Plots noch hochladen, wenn sie Dich interessieren.

Offensichtlich reicht also die Modellierung der Refraktion in Scamp in meinem Fall nicht aus. Mit dem neuen ASTRINSTRU_KEY gehts aber. Einziger Nachteil ist, dass ich nicht alles in der GUI machen, sondern vor der Astrometrie ein bash-Skript laufen lassen muss, das die POINTING Keys einfügt. Ist für mich aber kein echtes Problem, hatte eh schon ein Skript, das die Mittelpunktkoordinaten in den Pointings einträgt, damit ich das nicht von Hand machen muss.

Ciao,
Wolfgang
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